Donnerstag, 18. Juni 2009
Tronsjeks Geistreise
Thronsjek machte seine Augen wieder auf:
Er hatte es geschafft. Er war Eins mit Sich und der Sphäre des Odun.
Er stand in einem kleinen Tal, umringt von hohen Bergen, keine 100 Schritt groß und sperrlich bewachsen. Die Berge
ragten Steil hinauf, doch auf einem Vorsprung, der ein Dutzend Schritte über dem Boden hervorragte, thronte stolz ein riesiger
Bock. Seine Hörner mindestens 5 Schritt lang, sein Umfang enorm.
Thronsjek kniete sich nieder. Er kniete vor Theransjek.
"Du hast es geschafft."
Er lächelte. "Ich wusste es."
Thronjsek schaute auf, in die Augen seines alten Meisters. Seine Augen waren die selben alten und weisen wie jene, die
er in Erinnrung hatte, doch war der Körper nicht alt und nicht jung.. auf eine diffuse Art und Weise nicht klar auszumachen.
Zwar deutlich sichtbar, aber ähnlich wie in einem Traum, nicht fassbar.
"Du willst mit den göttlichsten aller Lebewesen verschmelzen, willst Dem Steinbock deinen Respekt und deine Ergebenheit unter
Beweis stellen, auf dass der Odun dir seine Gaben gewährt."
"Ja, das will ich."
"Bestehe 3 Aufgaben. Und die Kraft dich mit dem Bock zu verschmelzen wird die Deine sein."
Thronsjek erhob sich, gleichzeitig aber verschwomm seine Umgebung und änderte ihre Beschaffenheit. Das Tal verschwand, es
wurde gleichsam in den Boden gesogen, sodass die Bergwände sich einander näherten und sich um Thronsjek herum schlossen.
Die erste Aufgabe hatte begonnen.
Thronsjek hob seinen rechten Arm und griff in eine kleine Felsspalte, zog sich hoch und ergriff mit der Linken einen
herausragenden Teil der Wand.
Doch sobald sich seine Füße vom Boden erhoben und Halt suchen wollten, schloss sich der letzte freie Teil des Bodens
und der Fels begann sich zu vereinen - von unten nach oben.
Thronsjek kletterte.
Seine gesamte Konzentration galt seinen Händen und Füßen. So schnell es seine
Arme zuließen, zog er sich hinauf, und so genau es seine Füße vermochten, suchte er halt in kleinsten Spalten.
Doch der Fels nahm an Geschwindigkeit zu, er preschte nun mit ohrenbedeubendem Lärm zusammen und ließ Thronsjeks Vorsprung
so schnell verschwinden wie den Freiraum zwischen sich.
Es ging zu schnell.
Thronsjek pumpte all seine kraft, all sein Blut in seine Arme und zog sich nun nur noch hoch, die Beine schlaff herunterhängend und
nahm an Geschwindigkeit zu. Nicht auf den brennenden Schmerz in seinen Armen achtend, gelang es ihm tatsächlich sich die
Felswand so schnell hochzuziehen, dass der Spalt, in dem er kletterte, nicht mehr direkt unter ihm zusammenkrachte,
sondern immer mehr Freiraum zuließ. Nach zu langer zeit endete die bis vor einer Sekunde noch unendlich hohe Felswand
plötzlich und Thronsjek konnte sich mit einem letzten Schub hochziehen, um sich auf einer riesigen Ebene wiederzufinden.
Die Seite des Felsens, an der er nicht hoch geklettert war, endete jedoch nicht, sondern gab dem prächtigen Bock halt,
indem sie ihm einen Felsvorsprung als Untersatz schenkte.
Thronsjek, ausser Atem und seine betäubten Arme betrachtend, bemerkte ihn nicht, sondern schaute sich nun um.
Eine Ebene, scheinbar nur aus Gras bestehend.
Mit einem heftigen Ruck, der Thronsjek beinahe das Gleichgewicht verlieren ließ, war der Bock auf den Boden aufgeschlagen, von der
Felswand gesprungen, und begann mit lauten Hufenaufschlägen über die Steppe zu gallopieren.
Thronsjek hatte verstanden - nun waren seine Beine gefragt.
Er rannte los, versuchte den Bock irgendwie einholen zu können. Dieser war mit einer Kombination aus Sprüngen und
Gallopp scheinbar unerreichbar schnell
- Sprüngen?
Gerade noch konnte sich Thronsjek festhalten, der Rest seines Körpers baumelte in ungewisse Tiefe. Er zog sich hoch.
Nun wusste er, wieso diese Steppe nur aus Gras bestand. Eine harte Prüfung. Eine Prüfung, derer er würdig sein würde!
Er schloss die Augen, rannte los und spürte die ungebändigte Kraft der Natur in seinen Beinen. Seine Oberschenkel spannten sich
und mit einem unmenschlich weiten Sprung überwand er das nächste Loch. Weich kam er auf, nutzte die durch den Sprung gewonnene
Kraft um seine Geschwindigkeit zu erhöhen. Mit jedem Sprung schien er schneller zu werden, war wie in
einem Rasch, sah nur noch den Bock vor sich, hörte das Peitschen des Windes an seinen Ohren.
Er holte auf.
"Um die Kraft des Oduns zu besitzen, musst du sie erst besiegen."
Der Bock machte eine scharfe Kurve, drehte sich und Sprang mit übernatürlicher Kraft auf Thronsjek zu.
Die 30 Schritt, die beide getrennt hatte, waren durch den Sprung zu einem geworden.
Thronsjek stand seinem Odun gegenüber.
Doch auf einmal zog sich dieser zusammen, seine gesamte Form wurde kleinder, durch eine unsichtbare Kraft zusammengepresst,
und zugleich wurde die verlorene Länge in Höhe umgewandelt. Die Hufen breiteten sich aus, wurden durch hinzuwachsende
Finger zu Händen, der Rumpf zu einem muskulösen unmenschlichen Menschenkörper.
Blitzschnell wurde die neue Hand zu einer faust geformt und sauste auf Thronsjek nieder, der dieser gerade noch ausweichen konnte.
Überrascht taumelte er zu weit, ein weiterer Schalg traf ihn hart, er knallte zu Boden. Dem folgenden Huftritt konnte er sich
durch eine Rolle entziehen und stand durch die kraft der Rolle wieder auf den Beinen. Den nächsten Schlag wehrte er mit seinem rechten Arm
ab und setzte mit der Linken nach. Sie verfehlte ihr Ziel nicht und traf den größeren Gegner an der Brust.
Dieser trat einen Schritt zurück schwang einen harten Kinnharken, der Thronsjek 2 Schritt weit schleuderte.
Er kämpfte um sein Bewusstsein, rappelte sich gerade noch rechtzeitig hoch und wich den auf ihn zurasenden Hörnern aus, hielt sich an ihnen fest,
wurde durch die Luft gewirbelt und weggeschleudert. Der Odun in seiner Menschenform rannte stampfend auf den am Boden
liegenden thronsjek zu. Thronsjek aber schnellte hervor, rollte sich unter die Beine des übermächtigen Gegners hindurch
und konnte einen Hufen ergreifen. Das Ungetüm fiel zu Boden. Thronsjek nutzte die Gelegenheit und sprang auf ihn. Mit seinen
Knien versuchte er die unmenschlichen Arme niederzudrücken und mit seinen Fäusten hämmerte auf den Kopf ein.
Doch sein Gegner drehte ruckartig den Kopf, Thronsjek, der zwischen die Hörner geriet, fand sich entfernt
am Boden wieder.
Diesen Kampf konnte er nicht gewinnen. Das Wesen stemmte sich auf, Blut ronn seinem Kopf herab.
Fieberhaft suchte Thronsjek nach einer Lösung, doch der Bock stampfte auf ihn zu, bereit ein Ende zu setzen.
Mit einem Schlag wurde Thronsjek bewusst, dass dies alles nur in seinem Kopf geschieht, er nur seinen geist auf diese
Reise geschickt hatte. Hatte nicht sein Meister immer gesagt, man kann nur seinen Körper beherrschen wenn man seinen Geist beherrscht?
Seinen Körper beherrschte er gut, das wusste er. Also musste er auch seinen Geist beherrschen.
Er schaute herab. In seinen Händen hielt er einen Bogen und einen Pfiel.
Thronsjek spannte den Bogen.
Der Bock blieb irritiert stehen.
Ein gezielter Schuss, zwischen die Augen den Bockkopfes und das Wesen war gefällt.
Langsam fiel es seitlich zu Boden, der beim Aufschlag zu erzittern schien.
Das Gras um ihn herum verschwand, der löchrige Fels, auf dem es gewachsen war löste sich auf, alles wurde zu nichts.
"interessant"
Thronsjek machte seine wieder Augen auf.

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